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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Februar 2019)

Die Einrichtung des Königlich Preußischen Staatsarchivs in Osnabrück vor 150 Jahren (1869) (NLA OS Rep 400 Akz. 2001/051 Nr. 89; NLA OS K 61a Neuer Graben Nr. 3 M Bl. 4)


Nachdem das Königreich Hannover 1866 an Preußen gefallen war, prüfte Berlin Organisationsformen und Einrichtungen des hinzugewonnenen Territoriums. Auch das Archivwesen geriet in den Blick. Das hannoversche Archiv konnte zu dieser Zeit schon auf eine lange Tradition zurückblicken, aber wie sah das in den anderen Landdrosteien, nunmehr Regierungen, aus? War etwa an eine Konzentration der Regierungsarchive in Hannover zu denken?

Aus Osnabrücker Sicht waren die Altregistraturen des Regierungsarchivs und die Bestände der nach der Säkularisation und dem Wiener Kongress hinzugekommenen Klöster und Stifte für das laufende Geschäft und für die historische Forschung unentbehrlich. Entsprechende Eingaben einflussreicher Stellen wurden nach Berlin vermittelt. Dort zeigte man sich aufgeschlossen und teilte mit Schreiben vom 8. Februar 1868 mit (NLA OS Rep 335 Nr. 13507), dass „in Anbetracht der vormaligen Selbstständigkeit und der besonderen Rechtsverhältnisse des Fürstentums Osnabrück, im Hinblick darauf, dass die Stadt Osnabrück frühzeitig eine Stätte deutscher Geschichtsforschung geworden und, wie die Leistungen des dortigen historischen Vereins zeigen, geblieben ist“ man den Verbleib der Bestände in Erwägung zöge.

Nach erfolgter Begutachtung der Osnabrücker Bestände durch einen Münsteraner Archivar, der die Einrichtung eines Archivs ausdrücklich befürwortete, wurde in diesem Sinn entschieden. Am 9. September 1868 erreichte die Königliche Landdrostei zu Osnabrück eine Verfügung des Preußischen Ministers des Innern, die die Gründung eines Königlich Preußischen Staatsarchivs unter der Verwaltung eines Archivsekretärs zum 1. Januar 1869 in Aussicht stellte. Das Archiv sollte die Gewölbe im Osnabrücker Schloss umfassen, in denen die Bestände bereits lagerten, sowie einige weitere Räume. (Plan NLA OS K 61a Neuer Graben Nr. 3 M Bl. 4)

Tatsächlich verschoben sich die Errichtung des Archivs und die Übernahme der Geschäfte auf den Februar 1869. Für die Aufgabe war wieder ein Archivar aus dem Königlich Preußischen Staatsarchiv in Münster ausgewählt worden, Dr. Hermann Veltmann. Aus dem hier abgebildeten Konzept eines Schreibens vom 16. Februar an den Direktor des Staatlichen Archive in Berlin (NLA OS Rep 400 Akz. 2001/51 Nr. 89) geht hervor, dass er seinen Dienst am 13. Februar antrat. Der Befund der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten, den er mit diesem Schreiben mitteilte, war allerdings wenig erfreulich. Zwar standen sieben Räume zur Verfügung. Nur einer hatte einen Kamin und hätte beheizt und so als Büroraum benutzt werden können. Funktionierende Öfen waren jedoch nicht vorhanden, lediglich zwei aus dem vorigen Jahrhundert stammende, deren Einsatz nicht mehr ratsam erschien. Zerbrochene Fensterscheiben, zugige Fenster, keine Schreibpulte, Tische, Leitern, keine Schlösser an den Türen, von den Decken rieselnder Staub und Putz rundeten das Bild ab. Erschwerend kam hinzu, dass sich das Archiv den Korridor mit dem in angrenzenden Räumen untergebrachten Dragonerregiment teilen musste, was eine sichere Separierung des Archivguts unmöglich machte und für Unordnung und Reibereien sorgte.

Veltmann erhielt auf sein Schreiben eine Antwort, aus der viel Verständnis für die Beschwerden sprach. Bezüglich der Einrichtung der Räume wurde er an die Königliche Landdrostei verwiesen. Der Vorstoß beim Kriegsministerium, die vom Militär belegten Räume freizugeben, hatte jedoch erst einmal keinen Erfolg. So blieb dem ersten Staatsarchivar in Osnabrück nichts anderes übrig, als mit Beharrlichkeit, Geduld und wiederholten Eingaben an einer stetigen Verbesserung der Archivsituation zu arbeiten. Letztendlich gelang dies jedoch erst mit dem Bezug eines Archivzweckbaus an der Schloßstraße im Kriegsjahr 1917, dessen Magazingebäude noch heute Teil des Niedersächsischen Landesarchivs in Osnabrück ist.

 
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